Erdenkinder – Freier Kindergarten in Halle (Saale)



Wer sind die Erdenkinder?

An einem warmen Sommerabend im August 2004 saßen zwei Mütter auf dem halleschen Lehmannsfelsen und ließen ihren Blick über die Saale schweifen. Sie sprachen über ihre damals anderthalbjährigen Töchter, über die verschiedenen Möglichkeiten der Kinderbetreuung in Halle und ihre Einblicke in einige der bestehenden Kindergärten. Sie träumten von etwas anderem als dem, was sie selbst kennengelernt hatten. Und zwischen zwei Wimpernschlägen entstand der Gedanke: Wir machen ‚was Eigenes.

Aus dieser in dem Abendwind hineingesponnenen Idee wurde in nur 18 Monaten Wirklichkeit. Die beiden Frauen trugen zusammen, was sie sich für ihre Kinder wünschten, betteten diese Wünsche in pädagogische und soziale Zusammenhänge ein und erarbeiteten das Konzept der „Erdenkinder“. Sie stellten ihr Erdenkind Eltern vor, die nach einer alternativen Kinderbetreuung suchten und Erzieherinnen, die – von demselben Blick auf Kinder und Kindheit geleitet – arbeiten wollten. Ein Haus ward gesucht und gefunden, Sponsoren und helfende Hände. Im Februar 2006 öffneten sich in der Schleiermacherstraße 4 die Türen für anfänglich 14 Kinder. Inzwischen werden täglich 56 Zwei- bis Sechsährige durch den Tag begleitet.

Was ist nun das Besondere an den Erdenkindern?

Ausgehend von dem Gedanken, dass Menschen sich ein ganzes Leben lang entwickeln, nimmt diese Entwicklung in der Kindheit ihren Anfang. Kinder wollen die Welt entdecken, sie wollen lernen – ein jedes auf seine Weise, seiner individuellen Eigenart entsprechend. Wir schaffen Möglichkeiten, dass Kinder ihren Interessen, Bedürfnissen und in ihrem eigenen Tempo folgend wahrnehmen, entdecken und handeln können. Die Erwachsenen verstehen sich als Begleiter, nicht als jene, die schon alles (besser) wissen. Dieses freie Tasten ist eingebettet in einen halt- und orientierunggebenden Rhythmus – naturnah und umweltbewusst -, der sich durch den Tag, die Woche und das Jahr zieht.

Auch ein Kindergarten entwickelt sich

Nach sieben Jahren, in denen auch die Erdenkinder ihren ganz eigenen Einwicklungsweg gegangen sind, erforderten äußere Notwendigkeiten einem Umzug. Von April bis September 2013 haben wir ein liebevoll saniertes Backsteinhaus zu einem Kindergarten umgebaut – neben all dem, was die Baufirmen leisteten, haben wir selbst 4 000 Stunden mitgetan – und sind schließlich mit Sack und Pack, Puppen und Bausteinen in die Große Brunnenstraße 4 eingezogen. Einen Parkplatz in einem Garten zu verzaubern, der den Bedürfnissen von wilden und sanften, lauten und leisen, tobenden, rennenden und verweilend staunenden Kindern gerecht wird, dauert über die Bauzeit hinaus noch an.